Die neurologischen Prozesse beim Erlernen einer Sprache
Der Erwerb einer Fremdsprache in einem lernpsychologisch günstigen Alter fördert den Aufbau einer hohen Sprachenlernkompetenz. Dahingehend sind sich Pädagogen, Sprachwissenschaftler und Neurologen einig. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wann genau sich der Mensch in diesem lernpsychologisch günstigen Alter befindet. Studien zeigen, dass das Sprachenlernen vor der Pubertät allgemein leichter fällt, sind bestimmte Gehirnstrukturen in diesem Lebensabschnitt noch flexibel angelegt. Der Satz „In der Pubertät ändert sich alles“ trifft auch beim Sprachenlernen zu. Der Wortschatz dagegen lässt sich in jedem Alter problemlos erweitern.Mehrere, aktuelle Studien kommen zum Ergebnis, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, langsamer sprechen lernen als Kinder mit einsprachigem Elternhaus. Auch kommt es häufig zur Vermischung der Sprachen. Dies ist aber kein Grund zur Beunruhigung. Kinder sind spätestens mit drei Jahren in der Lage, die einzelnen Sprachen auseinander zu halten, so die Forscher. Zweisprachigkeit wirkt sich aber positiv auf die Gedächtnisleistung auf. Einzelne Wissenschaftler berichten, dass sich bilinguale Kinder über ihre Lernstrategie bewusster sind, da sie beim Erlernen ihrer beiden Muttersprachen mehr reflektieren mussten als ihre einsprachigen Altersgenossen.
Altersgerechtes Fremdsprachenlernen
Einige Sprachwissenschaftler sprechen sich gegen die Idee vom lernpsychologisch günstigen Alter aus, bei dem die Kinder Fremdsprachen besonders leicht erlernen können. Untersuchungen kommen zum Ergebnis, dass sich Kinder erst ab dem siebten, achten Lebensjahr über die Regeln und Grammatik einer Sprache bewusst werden. Ein Fremdsprachenunterricht, bei dem diese im Mittelpunkt stehen, macht folglich wenig Sinn. Der Unterricht solle im jüngeren Kindesalter daher vornehmlich instinktiv gestaltet werden.