Ziel des Lernens ist es, neue Informationen dauerhaft im Gedächtnis zu verankern und diese bei Bedarf wieder abzurufen. Doch was genau passiert dabei im Gehirn? Was sorgt dafür, dass neue Lerninhalte vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis "wandern"? Diese Frage steht diese Woche im Mittelpunkt.
Die psychologischen Vorgänge im Gehirn
Das Gedächtnis an sich ist kein bestimmter, abgrenzbarer Bereich im Gehirn. Wenn wir lernen, dann finden psychologische Prozesse in unterschiedlichen Hirnregionen statt. Übst du beispielsweise ein Musikinstrument, dann wird ein anderer Bereich deines Gehirns angesprochen als beim Auswendiglernen einer physikalischen Regel. Jeder Mensch besitzt zwischen 100 und 150 Milliarden Nervenzellen bzw. Neuronen. Nervenzellen sind dafür da, Signale an andere Neuronen weiterzusenden und zu bearbeiten. Doch damit diese miteinander kommunizieren können, müssen zunächst Verbindungen geschaffen werden. Diese Verbindungen kannst du dir als eine Art Seil zwischen den einzelnen Nervenzellen vorstellen. Dieses "Seil" transportiert die Informationen, die die Nervenzellen untereinander austauschen. Diese Informationsleitung bezeichnen Wissenschaftler Axion. Erreicht ein äußerer Reiz, das kann beispielsweise das Lernen einer mathematischen Formel oder das Einprägen der 10 größten Flüsse Europas sein, das Gehirn, dann löst dieser Reiz eine Neuentstehung und/oder Verstärkung von bereits existierenden Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen aus. Lernst du ein Sachverhalt zum ersten Mal, dann wird eine Verbindung neu geknüpft. Wiederholst du das Gelernte aber zu einem späteren Zeitpunkt, dann aktivierst du die betreffenden Synapsen aufs Neue. Die Verbindung wird gestärkt. Grundsätzlich gilt: Je mehr wir lernen, desto mehr Verbindungen entstehen in deinem Gehirn. Wenn du lernst, dann finden also nachhaltige und dauerhafte Veränderungen in deinem Gehirn statt.
Emotionen können den Lernprozess vereinfachen, aber auch erschweren
Je mehr deiner Sinne beim Lernen beteiligt sind, desto leichter und stärker werden die Verbindungen aufgebaut. Besonders gut kann dein Gehirn mit Geschichten oder Bildern umgehen. Ebenso vereinfachen Emotionen deinen Lernprozess erheblich. Hast du einen persönlichen Bezug zu einem Buch oder Film, dann wirst du die Geschichte so schnell nicht wieder vergessen. Entscheidend für den Lernerfolg ist auch eine gute Lernatmosphäre. Nur, wenn du mit Freude lernst, lernst du erfolgreich. Negative Emotionen bremsen deinen Lernprozess dagegen aus. Frust, Lustlosigkeit oder Angst sind schlechte Lernbegleiter. Wird dein Lernprozess von einem dieser Gefühle begleitet, dann verhinderst du, dass deine Nervenzellen dauerhafte Verbindungen knüpfen können. Die Folge ist ein baldiges Vergessen des Lernstoffes. Darum: Lerne mit Spaß!