Der Bildungsbegriff hat eine lange Wirkgeschichte mit unterschiedlichen Definitionen. Er ist eine Besonderheit der deutschen Sprache und kommt in seiner Bedeutungsstruktur kaum in einer anderen vor. Die Unterscheidung in „Erziehung“ und „Bildung“ gibt es sonst nur noch im Russischen. Die Wortherkunft der Bildung lässt sich aus einer griechisch-hellenistischen und aus einer christlichen Tradition herleiten. Aus ersterer stammen die Worte „plattein“ im Sinne von gestalten und „cultura animae“, was so viel wie „Kultivierung der Seele“ bedeutet.
Im heutigen Alltagssprachgebrauch wird Bildung trotzdem oft als „Belehrung“ oder „Wissensanhäufung“ empfunden, dabei meinte der klassische Bildungsbegriff, der Anfang des 19. Jahrhunderts entstand, gerade das Gegenteil. Ein kurzer Blick auf drei Persönlichkeiten der damaligen Zeit macht dies deutlich:
- Die Selbstständigkeit und die damit verbundene Herausbildung der eigenen Persönlichkeit, prägen den humboldtschen Bildungsbegriff. Für Humboldt liegt es in der Natur des Menschen, sich bilden zu wollen. In der Wechselwirkung zwischen Mensch und Welt kann er so seine Kräfte entfalten und Individualität ausprägen, die jeden einzigartig macht.
- Dass dieses Bilden nichts mit leerer „Wissensanhäufung“ zu tun hat, unterstreichen auch Pestalozzis Gedanken zur Bildung. Er sieht eine „allgemeine Menschenbildung“, in der ganzheitlichen Bildung von „Kopf“, „Herz“ und „Hand“ und ist damit einer der Vordenker dessen, was heute den Namen „Erlebnispädagogik“ trägt.
- Schon Goethe wusste, dass der Bildungsprozess nie abgeschlossen ist. Er fasste das gesamte Leben als einen einzigen Bildungsvorgang auf und kann somit als früher Vertreter des „lebenslangen Lernens“ verstanden werden.