Über den Umgang mit Fehlern und Sprichwörtern

Jeder kennt den Spruch „Fehler sind dazu da, gemacht zu werden“, aber die wenigsten verstehen seine tiefere Bedeutung für das Lernen. Und die allerwenigsten wenden ihn bei Kindern in der Schule an. Gerade unerfahren Lehrer neigen dazu, Fehler aus ihrem Unterricht verbannen zu wollen, um keine Unsicherheiten zu riskieren und gerade in höheren Klassenstufen sich auf keine Diskussionen mit „klugen“ Schülern einlassen zu müssen. Dort gilt dann meistens der Leitsatz „Bloß keine Fehler machen“.
Gerade in einem Gruppenverbund wie der Schulklasse ist eine falsche Antwort zu geben immer auch mit dem Risiko der Blamage verbunden. Also meldet man sich nur noch dann, wenn man absolut sicher ist, die „richtige“ Antwort zu kennen, oder die mündliche Beteiligung geht komplett zurück.
Das ist aber nicht im Sinne des Lernens. Denn „falsche Antworten“ beinhalten oft schon irgendwo die richtigen Lösungsansätze oder geben zumindest Aufschluss darüber, was das Kind in seiner eigenen Wahrnehmung für die richtige Lösung hält. Wichtig ist es daher, Kinder dazu zu ermutigen auf Fragen und Aufgaben zu antworten und sich einzubringen. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Gerade im Mathematikunterricht kann ausgehend von einer „falschen“ Lösung nach der richtigen gesucht werden, indem der Rechenweg betrachtet wird. Für richtige Schritte im Lösungsweg, so er denn aufgeschrieben wurde, gibt es sogar noch Punkte. Wenn bis zu der Stelle zurückgegangen wird, wo der Schüler eine nicht zur Lösung führende Rechenstrategie angewendet hat, kann er aus diesem Prozess lernen. Wird über den Fehler nicht gesprochen, wird er ihn immer wieder machen, wenn er es nicht schafft sich alleine zu den Gründen seines Fehlers vorzuarbeiten.
In der Schule sollte daher ein entspannter Umgang mit Fehlern im Unterricht praktiziert werden und niemand sollte Angst vor einer schlechten Benotung haben, nur weil er einmal etwas falsch gerechnet oder gesagt hat. In anderen Fächern, gerade den geisteswissenschaftlichen, ist es gar nicht so einfach, einen Fehler klar zu erkennen. Meistens gibt es sogar mehrere Wege, die zum Ziel führen. Über Fehler und alternative Lösungswege kommt man in ins Gespräch, ob nun mit seinen Lehrern oder den Mitschülern, Hauptsache, es findet eine Fehler-Kommunikation statt.