Wie im ersten Teil bereits erwähnt wurde, steht die Fragestellung, inwiefern die Klassengröße den Lernerfolg beeinflusst, seit Jahren im Mittelpunkt der Bildungsforscher. Die bislang zu diesem Thema durchgeführten Studien kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Aber dass die Klassengröße das ausschlaggebende Kriterium für den schulischen Lernerfolg ist, konnte nicht bestätigt werden. Vielmehr liegt das Problem in der Möglichkeit, andere Unterrichtskonzepte als nur den klassischen Frontalunterricht durchzuführen. Bei großen Klassen ist es für Lehrer beispielsweise schwierig, eine sinnvolle Gruppenarbeit zu organisieren. Die einzelnen Gruppen dürfen nicht zu groß sein. Gleichzeitig muss die Anzahl an Gruppen begrenzt bleiben, damit jede Gruppe auch die Möglichkeit hat, Ihre Ergebnisse fachgerecht zu präsentieren. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Lehrer unabhängig von der Klassengröße etwa gleichhäufig Gruppenarbeiten durchführen
Das soziale Klassengefüge ist entscheidend für den Lernerfolg
Erfolgreiches Lernen hat viel mit Motivation zu tun. Bildungsforscher können keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Klassengröße und Schülermotivation feststellen. Inwiefern sich die Schüler für ein Schulfach und Unterrichtsthema interessieren, hängt maßgeblich vom sozialen Umfeld ab. Darunter fallen die individuelle Schüler-Lehrer-Beziehung sowie Schüler-Schüler-Beziehung. Beides sind von der Klassengröße unabhängige Komponenten. Zwar steigt mit steigender Schülerzahl das Risiko, gemeinsam mit Gleichaltrigen zu lernen, die man nicht mag. Aber dies kann natürlich auch bei kleineren Gruppen passieren.
Um Lernschwierigkeiten zu beseitigen, müssen die Lehrer gezielt auf die Probleme der Schüler reagieren. Schüler wiederum brauchen das Gefühl, dass sie die notwendige Unterstützung erfahren. Grundsätzlich haben Lehrer, die sich um weniger Schüler kümmern müssen, mehr Zeit auf diese individuell einzugehen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese eine geringe Klassengröße nicht automatisch dazu nutzen, um auf die individuellen Probleme der Schüler einzugehen. Inwiefern diese Möglichkeit genutzt wird, hängt aber vom betreffenden Lehrer ab.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich eine kleinere Klassengröße nicht automatisch in bessere Schülerleistungen widerspiegeln. Zwar können kleinere Klassen den Lernerfolg positiv beeinflussen, jedoch nur dann, wenn gleichzeitig Anpassungen an der didaktisch-methodischen Unterrichtsgestaltung vorgenommen wird. An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, dass Lehrer die Potenziale, die kleine kleinere Klassen bieten, häufig ungenutzt lassen. Die alleinige Reduzierung der Schülerzahlen reicht nicht aus.