Sitzenbleiben abschaffen? Schüler und Studenten sagen: Nein!

Soll das Sitzenbleiben abgeschafft werden? Wenn man Schüler und Studenten befragt, wie es das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen Philologenverbandes getan hat, dann erhält man auf diese Frage von 85 Prozent ein klares "Nein". Nur 14 Prozent sind für die Abschaffung dieser Regelung und stehen damit auf der Seite der Bildungsforscher und Politiker, die dies in ihren Ländern fordern oder bereits umgesetzt haben. Nach Auffassung der Schüler sei es in hohem Maße ungerecht, wenn Schüler in die nächste Klassenstufe versetzt werden, ohne sich dafür angestrengt zu haben. Der Druck, den das drohende Sitzenbleiben inklusive Prestigeverlust und Verlust sozialer Kontakte mit sich bringt, würde fehlen und somit die Leistungsbereitschaft sinken. 73 Prozent der Bundesbürger wollen daher weiterhin an der "Sitzenbleibregelung" festhalten, nur 22 Prozent von ihr Abstand nehmen. Zuletzt wollte die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen das Sitzenbleiben abschaffen. Mittlerweile herrscht eine recht unüberschaubare Regelung vor, bedingt durch die 16 Kultusministerien der einzelnen Bundesländer. Daher lohnt es sich unabhängig vom Bundesland noch immer, schulische Defizite zu beheben und in einen guten Nachhilfeunterricht zu investieren. Auch bei der Abschaffung des Sitzenbleibens sind Eltern und Schüler gut beraten, Versäumnisse und Schwächen privat aufzuarbeiten, um den späteren schulischen und universitären Erfolg nicht zu gefährden.
Laut "Focus Schule" sieht der derzeitige Stand in den einzelnen Bundesländern, was die "Sitzenbleibregelung" betrifft, wie folgt aus:

Der Norden

Schleswig-Holstein: Von Klasse 1 bis 6 ist kein Sitzenbleiben mehr möglich
Hamburg: Seit 2010 in Klassen 1 bis 9 abgeschafft, ab 2017 Abschaffung für alle Klassen geplant, es sei denn Schüler haben in einem Kernfach eine 5, dann muss kostenlose schulische Nachhilfe in Anspruch genommen werden
Bremen: Bis Klasse 8 ist das Sitzenbleiben abgeschafft worden
Niedersachsen: Plant über kurz oder lang das Sitzenbleiben abzuschaffen
Mecklenburg-Vorpommern: weiterhin Sitzenbleiben in allen Klassenstufen möglich

Der Süden

Bayern: weiterhin Sitzenbleiben in allen Klassenstufen möglich
Baden-Württemberg: an den 2012/2013 neu eingeführten Gemeinschaftsschulen kein Sitzenbleiben mehr möglich, bei anderen Schulformen weiterhin möglich

Der Westen

Nordrhein-Westfalen: an Gesamtschulen bis zur 9 Klasse kein Sitzenbleiben mehr möglich, bei anderen Schulformen weiterhin möglich
Hessen: weiterhin Sitzenbleiben in allen Klassenstufen möglich
Rheinland-Pfalz: In der Grundschule kein Sitzenbleiben mehr möglich, bei anderen Schulformen weiterhin möglich
Saarland: An Gesamtschulen bis Klasse 10 ist kein Sitzenbleiben mehr möglich, an Gymnasien und erweiterten Realschulen hingegen schon, seit 2011 gibt es das Modellprojekt an Gymnasien "Fördern statt sitzenbleiben"

Der Osten

Berlin: Am Gymnasium Sitzenbleiben weiterhin möglich, an Grundschulen und integrierten Sekundarstufen wurde es abgeschafft
Brandenburg: In der 1 und 2 Klasse ist das Sitzenbleiben abgeschafft worden, in der 3 und 4 Klasse entscheiden die Klassenkonferenz und die Elternversammlung darüber, eine Diskussion über die Abschaffung in weiteren Klassenstufen läuft aktuell
Sachsen-Anhalt: weiterhin Sitzenbleiben in allen Klassenstufen möglich
Sachsen: weiterhin Sitzenbleiben in allen Klassenstufen möglich
Thüringen: seit 2012 gibt es das Prinzip der doppelten Jahrgangsstufe: Nur nach der 4, 6 und 8 Klasse ist das Sitzenbleiben noch möglich
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