Oft diskutieren wir das deutsche Schulsystem, seine Vor- und Nachteile, Verbesserungsmöglichkeiten und Chancen. Wir möchten den Blick auch punktuell auf andere Länder richten und schauen, wie international in der Schule und im Nachhilfe-Unterricht gelernt wird. Sicher können Blogbeiträge wie dieser auch als Redestoff für Treffen mit Sprachpartnern dienen.
Heute betrachten wir ein Schulsystem, in dem Nachhilfe eine zentrale Rolle spielt: das japanische Schulsystem und die dazugehörige Nachhilfe-Schule „Juku“.
Lernen in Japan nach amerikanischem Vorbild
Das japanische Schulsystem wurde während der amerikanischen Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg nach amerikanischem Vorbild modernisiert. Das System ist heute als 6-3-3-4-System bekannt: Die Grundschule wird für sechs Jahre, die Mittel- und Oberschule für drei Jahre und die Universität für vier Jahre besucht. Ein wesentlicher Bestandteil des japanischen Bildungssystems sind Eintrittsprüfungen beim Übergang in eine höhere Schule. Besonders wichtig sind die Aufnahmeprüfungen für Oberschule und Universität, die sich je nach Prestige und Ausbildungsniveau der gewählten Schule oder Universität in Schwierigkeitsgrad unterscheiden.
Schulalltag in Japan
Das japanische Schuljahr beginnt im April und schon in der Grundschule besteht Uniform-Pflicht. Ähnlich wie in der amerikanischen Middle School und Highschool gibt es ein breites Freizeitangebot für Schüler nach dem Unterricht, wie zum Beispiel Sport- oder Musikclubs. Die Schüler stehen unter starkem Leistungsdruck, denn das Bestehen der Eintrittsprüfung zu einer anerkannten Oberschule kann bereits den Weg an eine prestigereiche Universität ebnen. Für den weiteren Lebensweg ist es entscheidend, an welcher Universität studiert wurde, denn der Besuch einer elitären Universität ist ein Hauptkriterium für japanische Firmen bei der Einstellung von Mitarbeitern.
Die japanische Nachhilfe-Schule „Juku“
Um die schweren Eintrittsprüfungen an Oberschulen und Universitäten zu bestehen, bleibt es vielen japanischen Schülern nicht erspart, Nachhilfe zu nehmen. Diese unterscheidet sich stark von ihrem deutschen Pendant. Nachhilfe wird in Japan nicht von einzelnen Nachhilfe-Lehrern durchgeführt, sondern findet hauptsächlich an privaten „Nachhilfe-Schulen“, die „Juku“ genannt werden, statt. Unterricht an einer „Juku“ wird nach der regulären Schule oder am Wochenende besucht und befasst sich damit, den Unterrichtsstoff der regulären Schule zu ergänzen und auf wichtige Aufnahmeprüfungen vorzubereiten. Dabei wird auf unterschiedliche Methoden wie Einzel- oder klassenähnlichen Gruppenunterricht zurückgegriffen. Das Einschreiben an einer „Juku“ ist in Japan sehr beliebt und bereits Schüler und Schülerinnen an Grundschulen nehmen an dem Nachhilfe-Angebot einer „Juku“ teil.