Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz im Herbst 2012 endet eine jahrelange Debatte: Ab dem Schuljahr 2016/17 gibt es einheitliche Abiturprüfungen für die Kernfächer Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch. Damit sind nicht etwa deutschlandweit gleiche Abituraufgaben gemeint, wie es etwa beim zentralen Abitur in Frankreich der Fall ist, sondern es geht um einheitliche Bewertungskriterien für alle Bundesländer, die die ebenfalls vereinbarten Bildungsstandards für die gymnasiale Oberstufe bei der Notenvergabe abbilden sollen. Da Bildung in Deutschland Ländersache ist und somit föderal statt zentral entschieden wird, hat es lange gedauert, bis sich die 16 Kultusminister auf die Abiturreform einigen konnten.
Im Auftrag des Kultusministeriums und in Zusammenarbeit mit Bildungsexperten erarbeitet das Berliner Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) Bildungsstandards und Bewertungskriterien, die sich an den seit 2004 geltenden Standards für die vierte Klasse der Grundschule sowie die neunte und zehnte Klasse der Sekundarstufe 1 orientieren. Damit wird regulierend in das Nord-Süd-Gefälle im deutschen Bildungswesen eingegriffen. Gerade für Schüler, die aus den Stadtstaaten Hamburg, Berlin oder Bremen an eine Schule in Bayern oder Baden-Württemberg wechseln mussten, war neben einem zu befürchtenden "Kulturschock" das hohe schulische Niveau bisher eine unerfreuliche Begleiterscheinung des Umzugs.
Die Einführung der neuen Bildungsstandards greift erstmals für Abiturienten, die ihre Hochschulreife 2017 ablegen, und ist für das Schuljahr 2014/15 geplant. Bis spätestens 2014 sollen die Kompetenzkriterien auch für die Fächer Physik, Biologie und Chemie vorliegen. Sechs Bundesländern (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern), dauert die Reform zu lange. Sie wollen bereits 2014 den Abiturienten eine gewisse Vergleichbarkeit bieten, zumindest in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Dabei können sie allerdings noch nicht auf den vom IQB erarbeiteten Aufgabenpool zurückgreifen, der aber ohnehin nicht verbindlich ist. Fest steht indes, dass Stochastik in der Oberstufe im Fach Mathematik zentraler Bestandteil des Unterrichts bleibt und dass es in den Fremdsprachen vermehrt um Sprechen und Hörverstehen gehen wird.