Circa 3-7 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist von der Lese-Rechtschreib-Störung, auch Legasthenie genannt, betroffen. Sie ist eine über einen längeren Zeitraum anhaltende Störung des Erlernens der Schriftsprache und kommt meistens in einer Kombination von Lese- und Rechtschreibstörung vor, die später auch zu Problemen beim Fremdsprachenerwerb führen kann. Dies liegt nicht etwa an generellen Lernschwierigkeiten wie z.B. mangelnder Motivation oder fehlender Beschulung und tritt für die Betroffenen ohne erkennbare Gründe ein. Daher werden verschiedene Ursachen vermutet, wie beispielsweise eine genetische Komponente oder Störungen bei der Verarbeitung von (Sprach-)Wahrnehmungen, die das Hören und Sehen betreffen. Neben dieser primären Legasthenie gibt es noch die Lese-Rechtschreib-Schwäche, auch Sekundäre Legasthenie genannt. Ihre Ursachen sind wiederum im sozialen Umfeld und in psychologischen Faktoren zu suchen. Um festzustellen, ob ein Kind eine Lese-Rechtschreib-Störung hat, werden vom schulpsychologischen Dienst oder anderen Kinder- und Jugendpsychologen standardisierte Tests verwendet (Lesen, Rechtschreiben, Intelligenz). Es gibt aber auch schon frühe Hinweise und erste Anzeichen, dass eine Lese-Rechtschreib-Störung vorliegt. So deuten ein verspätetes Sprecherlernen und mangelndes Sprachverständnis ebenso auf eine Legasthenie hin wie Schwierigkeiten beim Schreiben lernen in der Grundschule, etwa wenn Buchstaben vertauscht, hinzugefügt oder weggelassen werden oder wenn Vokale und Konsonanten vertauscht werden.
Da meistens die Lese-Rechtschreib-Störung zu spät erkannt wird und die Eltern zuvor versucht haben, mit verstärktem und langwierigem Üben die Legasthenie des Kindes in den Griff zu bekommen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich das angespannte und belastete Verhältnis zwischen Eltern und Kind wieder normalisiert. Denn die Fehler beim Lesen und Schreiben, die das Kind begeht, sind schließlich nicht etwa die Ursache, sondern lediglich Symptom der Legasthenie. Neben einem individuellen Training der Symptome (bei der sich u.a. der Einsatz eines Computers bewährt hat), ist es bei der Behandlung einer Lese-Rechtschreib-Störung daher wichtig, auch die Sinneswahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsleistung während des Lesens und Schreibens zu verbessern. Dafür sollte das Kind auch von einem sensibilisierten Augenarzt und Hals-Nasen Ohrenarzt untersucht werden. Zwar kann man durch das spezielle Training und die individuelle Förderungen die Legasthenie überwinden, sie bleibt jedoch ein Leben lang vorhanden.