Das "Lehrer-Raum-Prinzip" als modernes Klassenzimmer

Normalerweise haben Schüler einen festen Klassenraum, den sie selber gestalten können. Nur für naturwissenschaftliche Fächer, Kunst, Musik oder Sport wird die Klasse verlassen. Das hat allerdings einige Nachteile, wie z.B. die unbeaufsichtigte Zeit alleine im Klassenraum bei Lehrerwechsel. Gerade dann passieren Unfälle, weil man sich in der kleinen Pause streitet oder es eine Mutprobe zu bestehen gilt. Was in anderen Ländern wie England schon länger praktiziert wird, erhält nun auch immer öfter Einlass in deutsche Schulen: Das sogenannte "Lehrer-Raum-Prinzip". Dabei haben nicht einzelne Klassen einen festen Raum, sondern die Lehrer. Da in den meisten Fällen die Raumkapazitäten nicht ausreichen, teilen sich mitunter auch mehrere Lehrer einen Raum. Die Vorteile dieses umgekehrten Prinzips zur gewohnten schulischen Raumnutzung sind vielfältig: So sind die Schüler nicht mehr unbeaufsichtigt, folglich gehen Unfälle und Schmierereien zurück. Während die Schüler nun mehrmals am Tag den "Lehrer-Raum" wechseln müssen und so automatisch eine kleine "bewegte Pause" vollziehen, haben die Lehrer nun "ihren" persönlichen Raum, den sie individuell ausstatten und gestalten können. Der lästige Materialtransport, z.B. von schweren Atlanten und riesigen Karten, entfällt, sie befinden sich bereits im Raum des Erdkundelehrers. Ebenso entfällt der Streit mit Kollegen um die bevorzugte Sitzordnung. Die gewonnene Zeit können die Lehrer nun ihren Schülern widmen. Vorteilhaft ist außerdem, dass Tafelbilder, die beim Unterricht einer Parallelklasse noch verwendet werden können, nicht weggewischt und wieder neu aufgetragen werden müssen.
In Deutschland sind es vor allem Realschulen in Nordrhein-Westfalen, die das "Lehrer-Raum-Prinzip" für sich entdeckt haben. Die Lehrer erhalten somit auch die Möglichkeit, in ihrem Raum Unterricht vorzubereiten, wenn sie nicht gerade unterrichten. Da bleibt es nicht aus, dass im sonst gut gefüllten Lehrerzimmer nicht mehr ganz so viel los ist, die Kommunikation zwischen den einzelnen Lehrern womöglich zu kurz kommt. Mag das Prinzip in erster Linie Lehrern zu Gute kommen, profitieren aber auch Schüler von dem ständigen Raumwechsel. Durch die Anschaffung von halben Klassensätzen, die sich im "Lehrer-Raum" befinden, entfallen unangenehm schwere Schulranzen. Zudem sind die Zimmer der Lehrer meistens besser ausgestattet, weil sie weniger Angst um eine Beschädigung von Overheadprojektor oder anderen technischen Geräten wie Computern haben, da die Lehrer sie unter ständiger Beobachtung haben.