Bildungsstudie: „Schüler richtig motivieren“

Jeder Schul- und Nachhilfelehrer kennt das Problem: Manche Schüler sind von Natur aus fleißig und motiviert, besonders wenn ihnen das Verstehen des Unterrichtsstoffes leicht fällt. Anderen Schülern fällt das Lernen schwerer, die daraus resultierenden schlechten Noten wirken zusätzlich demotivierend. Deswegen stellen sich Pädagogen immer wieder der Frage, wie Schüler besser motiviert werden können. Die im März von der Vodafone Stiftung und der in London ansässigen Royal Society for the encouragement of Arts, Manufactures and Commerce (RSA) veröffentlichte Bildungsstudie „Schüler richtig motivieren“ verwendet Erkenntnisse aus der Verhaltenswissenschaft, um dieser Frage nachzugehen.

Hintergrund der Bildungsstudie

Die Studie baut auf den Erkenntnissen der letzten PISA-Studie auf. Obwohl sich laut der PISA 2012-Ergebnisse die Bildungskluft zwischen sozialökonomisch bessergestellten und sozialökonomisch benachteiligten Schülern verkleinert hat, gibt es weiterhin Verbesserungsbedarf. Lösungen aus dem Bereich der Verhaltensforschung sollen vor allem bei sozialökonomisch weniger begünstigten Schülern die Motivation steigern und bessere Bildungschancen bieten.

Tipps zur Motivationssteigerung bei Schülern

Die Bildungsstudie bezieht sich auf drei Grunderkenntnisse aus der Verhaltensforschung und leitet daraus Tipps für die Unterrichtsgestaltung ab. 

  • Dynamisches und statisches Selbstbild: In Bezug auf akademische Kenntnisse haben wir entweder ein statisches Selbstbild (wir glauben, unsere akademischen Fähigkeiten sind angeboren und statisch) oder ein dynamisches Selbstbild (wir glauben, durch Fleiß und Übung können wir unsere Fähigkeiten wesentlich ausbauen). Personen mit einem dynamischen Selbstbild haben eine positivere Einstellung und bringen eher gute Leistungen. Die Studie empfiehlt daher, das dynamische Selbstbild zu forcieren:
    • Schüler sollten nicht für ihre Begabung, sondern für ihren Einsatz gelobt werden.
    • Schüler sollten nicht mit „durchgefallen“, sondern zum Beispiel mit „noch nicht“ / „noch nicht bestanden“ benotet werden.
  • Kognitive Verzerrungen: Eine komplett objektive Beurteilung zu fällen, scheitert häufig an Verzerrungen in unseren Denkweisen. Dazu zählt zum Beispiel der „Halo-Effekt“, der unsere Neigung beschreibt, unseren ersten Eindruck über eine Person überzubewerten. Eine weitere Verzerrung ist die „Verlust-Aversion“: Wir neigen dazu, einen größeren Schmerz bei einem Verlust zu empfinden, als Freude bei einem Gewinn. Daraus ergeben sich folgende Tipps:
    • Durch Rollenspiele, bei denen Lehrer und Schüler in gegenseitige Rollen schlüpfen, sollen Stereotypen und Vorurteile aufgrund des „Halo-Effekts“ gemindert werden.
    • Um die Verlust-Aversion zu nutzen, können Lehrer Schülern zu Beginn des Schuljahres eine gute Note geben, die sie verteidigen müssen.
  • Umwelt-Einflüsse: Unsere Umwelt hat Einfluss darauf, wie wir uns fühlen und welche Leistung wir bringen. Zum Beispiel mindert der Ausblick auf eine Grünfläche oder auf Bäume das Aggressionspotenzial und bewirkt eine Leistungsverbesserung.
    • Eine angenehme Gestaltung der Klassenräume und ein Ausblick auf Grünflächen oder Bäume wirken motivierend und leistungssteigernd.