Alternative Schulkonzepte: Der Jenaplan

Das Schulsystem in Deutschland folgt dem föderalistischen Grundsatz. Obwohl Bildung Ländersache ist, haben sich alle Bundesländer auf ein vierstufiges Bildungssystem, bestehend aus Primärstufe (Grundschule, 1. bis 4./6. Klasse), Sekundärstufe I (5./7. bis 10. Klasse), Sekundärstufe II (11. bis 12./13. Klasse) und den tertiären (Hochschulen, Berufsakademien) und quartären (Berufliche Weiterbildung) Bereichen, geeignet. Neben diesem Schulmodell existieren zahlreiche alternative Schulsysteme. Diese Woche stellen wir dir den Jenaplan vor.

Die Entstehung des Jenaplans

Der Jenaplan wurde 1927 als ganzheitliches reformpädagogisches Bildungskonzept entwickelt. Initiator war der Erziehungswissenschaftler und Leiter der Universitätsschule Jena Prof. Dr. Peter Peterson. Um schulpädagogische Konzepte zu erproben und weiterzuentwickeln, konzipierte er eine spezielle Übungsschule.
Im Zuge des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit geriet das Konzept mehr oder weniger In Vergessenheit. In den 1960er Jahren wurde das Konzept durch Schulpädagogen zunächst in den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen wieder aufgegriffen, in den 1980er Jahren dann deutschlandweit.

Ziele und Aufbau

Der Jenaplan basiert auf den vier Bildungssäulen "Gespräch", "Arbeit", "Spiel" und "Feier". Ziel dieser Lehrmethode ist es, die Entwicklung eines jeden Schülers individuell zu fördern. Das Konzept basiert heute auf 20 Basisprinzipien, die sich mit dem Mensch als Individuum sowie der Wichtigkeit von Gesellschaft und Schule als Bildungs- und Lebensraum beschäftigt.
Anders als beim klassischen Stundenplan findet der Unterricht in einem rhythmischen Wochenplan statt. Zum Einsatz kommen fächerübergreifender Kernunterricht, Freiarbeit und angelegter Kursunterricht, bei dem fachspezifisches Wissen in einem Bereich (Erdkunde, Chemie, Deutsch etc.) vermittelt wird. Die Unterrichtsstunden sind so angelegt, dass die Schüler ohne Einschränkungen bestimmte Themengebiete erforschen können. Charakteristisch sind zudem die jahrgangsübegreifenden Lerngruppen, Stammgruppen genannt:
  • Vorschulgruppe: 2 bis 6 Jahre
  • Untergruppe: 1. bis 3. Jahrgang
  • Mittelgruppe: 4. bis 6. Jahrgang
  • Obergruppe 1: 7. bis 9. Jahrgang
  • Obergruppe 2: 10. Jahrgang (eine Altersgruppe und dient zur Vorbereitung auf die Realschulprüfung)
  • Oberstufe: 11. bis 13. Jahrgang
Durchschnittlich lernen 20 Schüler in einer Stammgruppe zusammen. Mittelpunkt bildet ein täglicher 100-minütiger Gruppenunterricht. Mit der Aufhebung der Jahrgangsklassen sollen die Schüler trainiert werden, Verantwortung für sich zu übernehmen sowie Hilfsbereitschaft und Rücksicht gegenüber Ihren Mitschülern zu entwickeln.
Das Jenakonzept bietet im Vergleich zur klassischen Unterrichtsform einige Vorteile. Ob Grundschule, Realschule oder Gymnasium, das Prinzip der Stammgruppen kann an jeder Schulform integriert werden. Die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts führt zu einer höheren Eigenmotivation. Da die Schüler Zeit bekommen, sich einen Lernstoff selber zu erschließen, sind Schüler in Jenaplan-Schulen nicht dem ständigen Leistungsdruck ausgesetzt.