Elternengagement in der Schule: Sinnvoll oder überflüssig?

Der schulische Erfolg von Kindern hängt mitunter von dem unterrichtenden Lehrer ab. Daher ist die Beziehung zwischen Schule und Eltern nicht immer konfliktfrei. Wir gehen diese Woche der Frage auf den Grund, inwiefern Eltern sich in Schulbelange einmischen oder den Lehrern vertrauen sollten.

Das Mitbestimmungsrecht der Eltern

Eltern schulpflichtiger Kinder werden regelmäßig zum Elternabend eingeladen. Lehrer erklären hier das Schulkonzept, die Eltern werden über den aktuellen Leistungsstand der Klasse im Allgemeinen und ihrer Kinder im Besonderen unterrichtet und erhalten Tipps, wie sie ihre Kinder von zu Hause aus bestmöglich fördern können.
Im internationalen Vergleich haben Eltern in Deutschland ein relativ hohes Mitsprachrecht. In allen deutschen Grundschulen werden Elternsprecher gewählt. Eltern wirken in verschiedenen Gremien wie dem Schulrat mit und organisieren Schulfeste sowie sonstige Projekte.
Eine gängige Meinung lautet aber, dass besonders die Ganztagsschule eine Mithilfe der Eltern überflüssig mache. Hintergrund dafür ist, dass Ganztagesschulen unter anderem deshalb eingeführt wurden, um Eltern zu entlasten. Voll berufstätige Eltern oder Eltern mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen haben zudem auch nicht die Möglichkeit, ihren Kindern in Schulbelangen ausreichend zu unterstützen. Demnach mache es keinen Sinn, diese intensiv zu integrieren, so die Fürsprecher, die sich für weniger Einflussnahme der Eltern im Schulbereich einsetzen.

In welchem Maße Elternengagement erwünscht

Studien belegen, dass sich die meisten Eltern, unabhängig von ihrer Herkunft und sozialem Status, nur ungern auf Elternabenden, in Schulgremien und von der Schule durchgeführten Freizeitveranstaltungen engagieren. Grund dafür ist, dass viele Eltern Schule als bürokratische und hierarchische Institution wahrnehmen. Auch Negativerfahrungen aus der eigenen Kindheit kommen teilweise wieder zum Vorschein.
Glaubt man einigen Forschern, dann haben ein Drittel der Gymnasiallehrer auch gar kein großes Interesse daran, dass sich die Eltern in der Schule engagieren. Sie befürchten, dass zu viel Mitspracherecht die pädagogische Arbeit eher behindert als fördert. Diese Meinung ändert sich meist erst dann, wenn die Lehrer auf die Hilfe der Eltern angewiesen sind, wie zum Beispiel wenn Schulräume und –garten neu gestaltet werden müssen. Die zuerst kritischen Lehrer machen dann die Erfahrung, wie hilfreich engagierte Eltern besonders in organisatorischen Belangen sein können.
Für ein erfolgreiches Engagement sollten Eltern und Lehrkräfte gleichberechtigte Partner sein. Ein gegenseitiger Druckaufbau und Schuldzuweisungen sind wenig zielführend. All jene Bereiche, die nicht direkt die Lehrinhalte betreffen, können von Elternengagement profitieren. Eine Kooperation verbessert zudem die allgemeine Beziehung zwischen Eltern und Schule. In welchem Umfang sich Eltern in der Schule engagieren, hängt letztendlich vom Wohl des Schülers ab.