Warum gebe ich gern Unterricht:
Ich bin sehr offen bei einer Sache, die häufig geleugnet wird:
Ich glaube nicht, dass jeder kognitiv alles erreichen kann, was er möchte. Auch das Hirn ist letztendlich ein Organ und hat eine begrenzte Kapazität. Und wir Menschen nutzen unser Hirn nicht gerade besonders effizient, weswegen es evolutionär auch erst so sehr wachsen musste, bevor wir es an die Spitze der Nahrungskette geschafft haben.
Was aber für mich 100% feststeht, ist: So ziemlich jeder performt kognitiv weit unter seinem Limit. Die biologisch ineffiziente Nutzung unseres Hirns mal bei Seite: auch von der Leistung, die wir realistischerweise aus unserem Hirn herausholen könnten, nutzen wir nur einen kleinen Teil aus. Wir sind denkfaul, wir empfinden Lernen als Bestrafung, als hohen Aufwand. Viele würden lieber absolut gar nichts Neues lernen als _irgend_etwas.
Die Gründe hierfür sehe ich auf vielen verschiedenen Ebenen, u.a. im Schulsystem. Natürlich kann ein Lehrer, der sich nicht für seinen Job oder sein Fach begeistert, auch keine Begeisterung am Lernen vermitteln. Und selbst Lehrer lernen oft nur das, was sie lernen müssen, und machen dann den Kopf für den Rest ihrer Laufbahn zu.
Ich denke, die Freude am Lernen und und die Wissbegierde können wiederbelebt werden. Aber nur von Menschen, die selbst wissbegierig sind, die nach dem Motto "Wissen ist Macht" handeln und die auch gut vermitteln können, dass das Ganze eben nicht nur weit entfernte, trockene Theorie ist, sondern dass man es auch für sich selbst anwenden und ausnutzen kann. Ich selbst nutze bspw. fast alle Konzepte der Mathematik (und auch der Schulmathematik) im realen Leben, egal ob es um Nährstoffoptimierung, Routenplanung oder Preiskalkulationen geht.
Ich hoffe / denke, ein solch begeisternder Mensch zu sein. Die Wissenschaft und der technische Fortschritt sind meiner Ansicht nach deutlich wichtiger als die meisten anderen Themen unserer Zeit. Je mehr Freunde oder Familienmitglieder ich bspw. an unheilbare Krankheiten verliere, umso mehr wünsche ich mir einen stärkeren Forschungssektor in der Medizin. Je weiter Erosion und die Regenwaldabholzung voranschreiten, umso mehr wünsche ich mir einen stärkeren Forschungssektor in diversen Ingenieurs- und Naturwissenschaften, um den Folgen vorzubeugen und planetarische Lösungen zu finden.
All diese Berufe - Forschung wie auch alles, was mit der darauffolgenden Produktion zu tun hat - benötigen aber starke Grundlagen, v.a. in der Mathematik. Auch intuitives, sicheres Englisch sollte zur Kommunikation mit internationalen Kollegen natürlich vorhanden sein. Je weiter die Forschung voranschreitet, umso mehr Grundlagen müssen gelernt werden, bis man selbst an der Grenze zum Unbekannten arbeiten kann.
Und hier möchte ich, bis ich selbst in diese Arbeit einsteige, so gut wie möglich dabei helfen, Grundlagen zu schaffen und v.a. die Begeisterung für das Lernen und Anwenden neuer Dinge _wieder_zuerlernen. Denn jeder hat diese Begeisterung als Kind, sie geht nur durch diverse Umstände irgendwann verloren, meistens jedenfalls.
Und noch eine erstaunliche Beobachtung: Es sind sehr häufig jene, die "einfach schlecht in Mathe" zu sein behaupten, die sich am Ende am meisten dafür begeistern und realistischerweise Karrieren anstreben, von denen sie zuvor nicht zu träumen gewagt hätten. Schulunterricht ist eben Schulunterricht - und es gibt einen Grund dafür, warum man an der Uni die gesamte Schulmathematik aus dem Fenster wirft: ein ganz anderes Konzept. Eine ganz andere Herangehensweise als das sehr stumpfe und anwendungslose Lernen in der Schule, in einem antiken Schulsystem. Und so habe auch ich eine andere Herangehensweise, die aber natürlich dennoch gute Noten und bestandene Prüfungen priorisiert.
Ich hoffe, dies hat einen kleinen Eindruck meiner Motivationen gegeben.