Über Tandempartner und den Sprachtausch in einer Tandempartnerschaft
1. Wie geht das Sprachenlernen mit Tandempartner / Sprachpartner?
Lernen mit Sprachpartnern - oder auch Tandempartnern genannt - in einem Sprachtandem ist eine Form des Lernens, bei der zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache paarweise zusammenarbeiten,
- um jeweils die Muttersprache des anderen Partners zu erlernen und zu trainieren,
- um mehr über die Person und die Kultur des Partners zu erfahren,
- um Kenntnisse und Erfahrungen auszutauschen.
Besonderer Vorteil gegenüber Sprachunterricht: Sprachtraining mit Tandempartner ist natürlich kostenlos, da es auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruht!
2. Prinzipien der Tandempartnerschaft
Das Sprachenlernen in einer Tandempartnerschaft kann nur erfolgreich sein, wenn einige wichtige Prinzipien beachtet werden.
1. Regelmäßige Treffen.
2. Beide Tandempartner profitieren gleich viel von der Zusammenarbeit. Für beide Sprachen muss gleich viel Zeit aufgewandt werden (Gegenseitigkeitsprinzip). Wenn sich die Tandempartner zwei Stunden pro Woche treffen, bedeutet das, dass eine Stunde je einer Sprache/Kultur gewidmet werden.
3. Vorab überlegen, was wie erlernt werden möchte. Ziele und Arbeitsweisen mit dem Tandempartner vereinbaren.
4. Jeder Tandempartner bestimmt in seinem Teil der Tandem-Arbeit selbst seine Lernziele und Methode. In einer Stunde bestimmt also der eine Partner, was gemacht wird und wie es gemacht wird, und in der nächsten Stunde der andere Partner.
5. Die Tandempartner respektieren sich gegenseitig; ein Tandempartner versucht den anderen, seine Meinungen und Sichtweisen zu verstehen.
6. Verabredungen einhalten, pünktlich zum Treffen erscheinen und rechtzeitiges Informieren des Tandempartners, wenn Termine nicht eingehalten werden können.
7. Tandempartner sind Experten für ihre Sprache und Kultur. Trotzdem darf nie vergessen werden, dass die Tandempartner keine ausgebildeten Lehrer sind und den Unterricht nicht wie ein Lehrer gestalten können. Außerdem verfügen sie normalerweise nicht über grammatikalisches Regelwissen.
3. Wichtige Fragen, die am Anfang geklärt werden sollten
3.1. Wann? Wie lange?
➔ Sprecht zu Beginn darüber, wann Ihr Euch trefft, wie lange das Treffen und die Tandempartnerschaft dauern soll.
➔ Lernen in Deiner Tandempartnerschaft braucht Zeit. Nehmt Euch bewusst Zeit, und lasst Eurem Tandempartner Zeit!
➔ Trefft Euch am Anfang nicht zu oft, maximal zweimal wöchentlich! Wenn Ihr Euch kennengelernt habt und merkt, dass Eure Tandempartnerschaft gut läuft, könnt Ihr den Rhythmus immer noch erhöhen.
➔ Versucht am Anfang einen festen Termin auszumachen und ihn einzuhalten!
3.2. Wo?
➔ Sprecht zu Beginn darüber, wo Ihr Euch treffen wollt!
Es gibt sehr viele Möglichkeiten, wo Ihr Euch treffen könnt: Sitzecken auf den Fluren der Universität, leere Seminarräume, die Mensa, Cafés oder zu Hause bei jemandem.
(Nicht alle Orte sind gleich gut geeignet, um konzentriert miteinander zu arbeiten.)
➔ Wählt zu Beginn einen neutralen Ort!
3.3. Fragen
Ihr könnt natürlich darauf vertrauen, dass alles gut gehen wird. Besser ist es aber, zu Beginn mit dem Tandempartner über einige wichtige Punkte zu sprechen:
Warum hast Du Dich für eine Tandempartnerschaft entschieden?
Häufig genannte Gründe:
➔ Gelegenheit haben, eine fremde Sprache zu lernen und sprechen zu üben
➔ flüssiger sprechen
➔ Wortschatz erweitern
➔ Sprechhemmungen abbauen
➔ andere Kultur kennenlernen
Gibt es spezielle Situationen oder Kontexte, in denen Du die Fremdsprache benutzen willst oder musst?
➔ im Studium (Seminardiskussion, Referieren, Lektüre von Fachtexten, Schreiben von Texten etc.)
➔ im Alltag
➔ für eine Reise
Frage Dich:
➔ Was will ich mit der Tandempartnerschaft verbessern/erreichen?
➔ Was ist mir bei der Tandem-Arbeit wichtig?
➔ Wie lernst Du am besten?
Sprecht über gemeinsame Sprachlernerfahrung und darüber, was Ihr auf keinen Fall möchtet!
4. Rollen in der Tandempartnerschaft
Von der Schule bist Du vielleicht gewohnt, dass die Lehrkraft entscheidet, was im Unterricht gemacht wird und wie gearbeitet wird. Lehrer haben die Unterrichtsstunde geplant und führten Regie.
In einer Tandempartnerschaft ist das völlig anders!
➔ Du entscheidest selbst, was und wie Du lernen willst!
➔ Du bist verantwortlich dafür, dass Du Fortschritte machst.
Wer in der Fremdsprache spricht...:
➔ ...entscheidet, was gemacht wird
➔ ...hat sich ggf. vorbereitet
➔ ...ist aktiv
➔ ...versucht sich verständlich zu machen
➔ ...signalisiert, wenn er Hilfe braucht
Wer in der Muttersprache spricht...:
➔ ...geht auf die Wünsche des Tandem-Partners ein
➔ ...lässt sich auf die Situation ein
➔ ...hört zu und hilft, wenn nötig
➔ ...versucht zu verstehen
➔ ...hilft bei Ausdrucksproblemen
➔ ...gibt ein Feedback
➔ ...ist Experte für den Gebrauch der Muttersprache
5. Korrigieren in einer Tandempartnerschaft
Sprecht gemeinsam darüber, wann und wie Ihr jeweils korrigiert werden wollt.
5.1. Wann korrigieren?
➔ Korrigiert Euren Tandempartner, wenn er Wörter benutzt, die Probleme in der Kommunikation auslösen können!
➔ Helft, wenn Ihr als Muttersprachler nichts verstanden habt - fragt nach!
➔ Helft, wenn Ihr merkt, dass Euer Tandempartner nach dem passenden Wort sucht, aber lasst ihm die Chance, selbst eine Lösung zu finden!
➔ Gebt Eurem Tandempartner die Chance, Korrekturen selbst anzufordern!
➔ Korrigiert Fehler, die häufig auftreten!
5.2. Wie korrigieren?
➔ Macht Dein Tandempartner einen Fehler, kannst Du im Gespräch genau das wiederholen, was der andere falsch gesagt hat. Damit weist Du nicht explizit auf den Fehler hin.
➔ Weist Du explizit auf den Fehler hin, wird der andere unterbrochen und wird möglicherweise unsicher werden.
➔ Du notierst typische Fehler während der Kommunikation und Ihr besprecht die Notizen gemeinsam am Ende des Treffens.
➔ Wichtig ist, dass Ihr an der Tandempartnerschaft Vergnügen habt und lernt, dass Ihr Korrekturen als Möglichkeiten erlebt, Eure eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern.
Wir wünschen Euch viel Erfolg und Vergnügen bei Eurem nächsten Tandempartner-Treffen!
- Euer ErsteNachhilfe Team -