Leidet mein Kind unter einer Lernstörung? – Die fünf häufigsten Lernschwächen

Lernstörung ist eine umfassende und teilweise unscharfe Bezeichnung für verschiedene Formen der Beeinträchtigung vor allem schulischen Lernens, die sowohl in Form definierter Störungsbilder (Lese-Rechtschreibstörung, Dyskalkulie), als auch unspezifischer Lernschwierigkeiten (herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit, reduzierter Antrieb oder verringerte Leistungsmotivation, Teilleistungsstörungen) auftritt. Bei Kindern findet man in Bezug auf Intelligenz meist keine Unterschiede zu Gleichaltrigen, sie zeigen jedoch Defizite, denn sie können schlechter schreiben, lesen oder rechnen als ihre Altersgenossen. (Stangl, W. (2019). Lernstörung. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. WWW: https://lexikon.stangl.eu/604/lernstoerung/ (2019-04-29)).

Demnach verstehen Experten unter einer Lernstörung eine kindliche Entwicklungsstörung, die sich vor allem auf schulische Fertigkeiten bezieht. Die intellektuellen Leistungen betroffener Kinder stimmen nicht mit den von Ihnen aufgrund der intellektuellen Fähigkeiten erwarteten Leistungen überein.

Wie bei der Definition deutlich wird, weisen die Kinder in der Regel keinen geringeren IQ auf, als andere gleichaltrige Kinder. Sie haben lediglich Schwierigkeiten, mit anderen Kindern in der Schule und im Kindergarten mitzuhalten.

Unterschiedliche Ausprägungen und Diagnose

Lernstörungen können sich auf das Lesen, Schreiben oder Rechnen beziehen. Oftmals sind diese Schwächen mit einer gestörten Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit verbunden. Um eine ausführliche Diagnose zu erhalten werden bei den Kindern folgende Komponenten getestet: Intellekt, Verhalten, Sprechen und Sprache. Zudem schließt die Diagnose eine medizinische sowie psychologische Untersuchung mit ein.
Da Lernstörungen nicht nur Probleme im Leistungsbereich darstellen, sondern häufig auch das Sozialleben der Kinder beeinträchtigen, ist es ratsam bei ersten Anzeichen den Kinderarzt aufzusuchen. Desto länger das Kind unter der Angst- und Versagensproblematik zu leiden hat, desto mehr kann sich die Lernstörung vertiefen und am Ende zu einer Lernbehinderung verfestigen. In der Folge haben die Kinder immer weniger Lust zur Schule zu gehen, verweigern den Unterricht und nehmen Konflikte mit Eltern und Lehrern in Kauf.

Unterschied Lernstörung – Lernbehinderung

Die beiden Begriffe Lernstörung und Lernbehinderung werden häufig synonym verwendet. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Arten von Lernschwächen. Während bei der Lernstörung der Fokus des Problems eher auf einem bestimmten, einzugrenzenden Bereich des Lernens liegt (z.B. Dyskalkulie), ist die Lernbehinderung als weiterentwickelte Form der Lernstörung anzusehen.

Ist die Diskrepanz zwischen den individuellen Lernmöglichkeiten des Kindes und den allgemeinen schulischen Anforderungen durch Lehrstoff und Lehrer schwerwiegend, fächerübergreifend sowie über einen langen Zeitraum anhaltend, spricht man von einer Lernbehinderung. Die Entwicklung einer Lernstörung hin zu einer Lernbehinderung lässt sich wie folgt beschreiben: Bei fortlaufenden Misserfolgen beim Lernen in der Schule sowie Zuhause, werden Selbstvertrauen und Zuversicht des Kindes so sehr geschwächt, dass sich bei ausbleibenden Maßnahmen, um den Lernerfolg des Kindes wiederherzustellen, die Lernstörung verfestigt und in eine Lernbehinderung mündet.

Die verschiedenen Ausprägungen einer Lernstörung

Dyslexie: Probleme beim Lesen

Phonologische Legasthenie: Probleme beim Phonemverständnis

Dysgraphie: Probleme mit der Rechtschreibung, dem schriftlichen Ausdruck oder der Handschrift

Dyskalkulie: Probleme mit Mathematik und Schwierigkeiten mit Problemlösungen

Anarithmie: Probleme mit grundlegenden mathematischen Konzepten und rechnerischen Fähigkeiten

Ursachen

Lernstörungen können angeboren oder erworben sein. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aus medizinischer Sicht keine genaue Ursache, die eine Lernstörung verursacht. Es werden jedoch häufig neurologische Gründe vermutet, welche genetisch bestimmt sein können. Doch auch Vorerkrankungen der Mutter, die Einnahme von toxischen Medikamenten während der Schwangerschaft, Komplikationen während der Schwangerschaft oder während der Entbindung sowie neonatale Probleme (Frühgeburt, Gelbsucht etc.) können Ursache für eine spätere Lernstörung beim Kind sein.
Eine Lernstörung bei Kindern kann auch ein Hinweis auf das Asperger-Syndrom oder Autismus sein. Eine frühe Diagnose mit anschließender Therapie kann die Lernfähigkeit des Kindes maßgeblich positiv beeinflussen und somit auch die Integration in den Schulalltag erleichtern.
Sind die Ursachen für die Lernschwäche jedoch nicht medizinischer Natur, sind es meist mehrere Faktoren im sozialen Umfeld des betroffenen Kindes, die zu der Lernstörung führen. Das kann zum einen das Schulumfeld sein, etwa wenn das Kind von anderen Schülern oder Lehrern gemobbt wird oder aber ein übermäßiger Erwartungsdruck seitens der Lehrer ausgeübt wird. Auf der anderen Seite können Leistungsanforderungen der Eltern das Kind überfordern und so zu einer regelrechten Versagensangst führen.

Legasthenie & Dyskalkulie 

Wissenswerte Informationen, Hilfe bei der Therapeuten-Suche und Literaturempfehlungen findet man auf der Seite des Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V.