Wann ist Nachhilfe sinnvoll?

Die Nachfrage nach Nachhilfestunden ist ungebrochen. Eltern haben wenig Vertrauen in das Bildungssystem, wünschen sich jedoch für ihre Kinder einen möglichst hohen Schulabschluss, um ihre Chancen auf einen guten Beruf später zu verbessern. Die Folge davon ist, dass viele Kinder auf das Gymnasium gehen, obwohl sie mit den Anforderungen dort überfordert sind. Hilfe durch die Familie gibt es heute jedoch oft weniger als früher: Einzelkindern fehlen die älteren Geschwister, berufstätige Eltern haben keine Zeit oder sind zum Teil mit dem Stoff der Oberschule überfordert. Die Lösung sind Nachhilfestunden, doch wann sind diese sinnvoll und wann ist das Problem tiefgreifender und sollte anders angegangen werden?

Nachhilfe schließt Wissenslücken und hilft Unterrichtsstoff nachzuholen

Nachhilfestunden sind in jedem Fall sinnvoll, wenn das Kind länger krank war und dabei Unterrichtsstoff verpasst hat oder eine neue Schule besucht und Stoff nachholen bzw. aufholen muss. Der Unterricht in der großen Gruppe der Klassengemeinschaft bietet Kindern nicht die individuelle Förderung und kann nicht auf große Lücken der einzelnen Schüler Rücksicht nehmen. Hier kann ein Nachhilfelehrer gezielt dabei helfen, das Versäumte nachzuholen. Es sollte dabei immer das Ziel sein, dass die Nachhilfe zeitlich begrenzt ist und nicht zu einer Dauerlösung wird, um akzeptable Noten auf dem Zeugnis vorzuweisen und nicht sitzenzubleiben. Auch zur gezielten Vorbereitung auf eine wichtige Prüfung können Nachhilfestunden sinnvoll sein.

Wann Nachhilfe nicht die richtige Lösung ist

Die erste Frage bei schlechten schulischen Leistungen sollte immer die nach dem Grund sein. Gibt es Probleme in der Familie oder in der Schule? Handelt es sich um eines oder mehrere wenige Einzelfächer oder bringt das Kind in sehr vielen Fächern schlechte Noten mit nach Hause? Das Gespräch mit Lehrern kann dabei helfen, die Ursachen zu ergründen. Vielleicht ist der Schultyp mit seinen Anforderungen und Strukturen nicht der Richtige für das Kind. Vielleicht fehlt es dem Kind an Motivation oder es ist tatsächlich überfordert.

Die Nachhilfe sollte Lücken schließen und dabei helfen, die richtigen Lernmethoden zu entwickeln, kann jedoch eine generelle Überforderung oder anderweitige Probleme, die sich auf die schulischen Leistungen auswirken, nicht beheben. Kein Kind sollte zum Abitur gezwungen werden, wenn dies nur mit massiver Förderung durch Nachhilfe möglich ist. Bei tiefergreifenden Barrieren oder Problemen im Schul- oder Familienalltag ist psychologische Hilfe durch ausgebildete Pädagogen eine bessere Wahl. Erste Anlaufstelle kann hier der Schulpsychologe sein. Erst wenn geklärt ist, worin die Ursachen für die schlechten Leistungen liegen und ob es tatsächlich nur einer individuellen Förderung durch die Nachhilfe bedarf, ist diese auch sinnvoll und führt zu einer langfristigen Verbesserung.