Neue UNICEF-Studie – Weiterhin Missstände bei Bildungschancen

Die Debatte über ungleiche Bildungschancen je nach sozialer Herkunft wird schon seit mehreren Jahren in der Bildungspolitik geführt. Und immer noch scheint es so, dass Schüler aus sozial schwächeren Verhältnissen nicht die gleichen Bildungschancen haben wie Schüler aus sozial und ökonomisch gutgestellten Familien. Damit beschäftigt sich auch eine neue Unicef-Studie zur Lage der Kinder in Deutschland. Wir möchten eine kurze Zusammenfassung über die Ergebnisse und die vorgeschlagenen Maßnahmen der Studie geben.

Der soziale Hintergrund und seine Auswirkung auf die Bildung

Ein Teil der Studie vergleicht die schulische Leistung von Schülern aus alleinerziehenden Familien mit der schulischen Leistung von Schülern aus Paarfamilien. Hierbei zeigte sich, dass Schüler aus alleinerziehenden Familien zwar oft ein Leistungsdefizit haben, dieses Ergebnis aber nicht an der Familienform, sondern viel mehr an der damit zusammenhängenden sozialen und ökonomischen Situation liegt. Die Studie kommt zusammengefasst zu folgenden Ergebnissen:
  • Im Vergleich haben Schüler aus alleinerziehenden Familien nach der vierten Klasse einen Bildungsrückstand im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften von etwa einem halben Lernjahr gegenüber Schülern aus Paarfamilien.
  • In den meisten alleinerziehenden Familien mit jungen Kindern ist die wirtschaftliche Lage schwierig, und es wird wenig Zeit mit dem Kind verbracht. Besonders alleinerziehende Mütter, die bei jungen Kindern zumeist die Verantwortung tragen, sind häufiger arbeitssuchend und jede vierte alleinerziehende Mutter hat ein vergleichsweise niedriges Bildungsniveau. Schüler aus alleinerziehenden Familien wachsen also häufig in ärmeren und sozial beeinträchtigten Verhältnissen auf.

Digitale Mediennutzung in sozial schwachen Familien

Die Studie beschäftigt sich auch mit der Beziehung von Mediennutzung, sozialer Herkunft und dem daraus resultierenden Lernverhalten. Gerade Schüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft in ihrer emotionalen Entwicklung beeinträchtigt sind, sind gefährdet in Medien-Abhängigkeit zu geraten. Dies hat kritische Folgen für das Lernverhalten und beeinträchtigt die Bildungschancen:
  • Zeitlich exzessive Mediennutzung führt zur Vernachlässigung schulischer Aufgaben.
  • Exzessive Mediennutzung führt zu einer Beeinträchtigung in der Konzentrationsfähigkeit, Informationsaufnahme und –verarbeitung.

Empfehlungen für bildungspolitische Institutionen zu Angleichung der Bildungschancen:

Die Studie empfiehlt folgende Maßnahmen gegen die Beeinträchtigung von Bildungschancen zu ergreifen:
  • Es sollten schon im frühen Schüleralter Förderungen für benachteiligte Kinder angeboten werden. Um Stigmatisierung zu vermeiden, sollte diese nicht auf Basis der sozialen Herkunft sondern der schulischen Leistung angeboten werden.
  • Kommunen sollten durch Unterstützung der Bundesregierung kinderfreundlicher werden, um auch für Schüler aus beeinträchtigten sozialen Verhältnissen ein positives Umfeld zu schaffen.