Nachhilfe in Deutschland – wer nutzt die Nachhilfeangebote

Etwa 1,2 Millionen Kinder erhalten in Deutschland Nachhilfe, was eine jährliche Investition von insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro bedeutet. Die Gründe für die wachsende Nachfrage sind allerdings nicht ausschließlich schlechte Noten. Vielmehr geht es vielen Eltern darum, die Leistungen des Kindes immer weiter zu verbessern und sogar eine vorhandene Unzufriedenheit mit den schulischen Lehrangeboten auszugleichen. Jedes siebte Kind zwischen 6 und 16 Jahren erhält privat finanzierte oder kostenfreie Nachhilfe, wobei der Anteil in den neuen Bundesländern etwas höher ist, als der in den alten. Besonders bei dem Wechsel zwischen Grundschule und weiterführender Schule machen sich Nachhilfeprogramme bemerkbar. In dieser Phase steigt der Nachhilfebedarf von 5 % auf 18 % an.

Droht weitere Bildungsungleichheit?

Doch was bedeutet das für Eltern mit einem geringeren Einkommen? Aktuell sieht es danach aus, dass das Haushaltseinkommen eine immer geringere Rolle spielt, wenn es darum geht, seinem Kind Nachhilfeunterricht zu realisieren. Waren es in der Vergangenheit hauptsächlich Jugendliche aus einkommensstarken Haushalten, die häufig Nachhilfe in Anspruch nahmen, sind es heutzutage größtenteils Kinder aus mittleren Einkommensschichten. Auch Haushalte, die Hartz IV beziehen, nutzen zunehmend verschiedene Nachhilfeangebote. Nichtsdestotrotz bekommen Schüler aus unteren Einkommensschichten nach wie vor seltener Nachhilfeunterricht, was dazu beiträgt, Bildungsungleichheiten weiter zu verstärken.

Die Rolle der Ganztagsschulen im Bereich Nachhilfeangebot

Der Schultyp spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, ob die Eltern die Fördermaßnahmen selbst tragen oder nicht. An Halbtagsschulen erhalten die Schüler laut Elternangaben in 20 Prozent aller Fälle kostenfreie Angebote, an offenen Ganztagsschulen sind es sogar fünf Prozent mehr. An gebundenen Ganztagsschulen, mit festen Betreuungszeiten auch außerhalb des Unterrichts, profitiert bereits jeder dritte Schüler von unentgeltlichen Angeboten. Auch wenn es hinsichtlich einer vorhandenen Bildungsungleichheit durchaus wichtig sein könnte, den Ausbau von Ganztagsschulen voranzutreiben, wird der Nachhilfemarkt wohl nie komplett zum Erliegen kommen.