Mnemotechniken: Zahlen, Namen und Formeln besser merken mit der Loci-Methode

Unter Mnemotechniken versteht man verschiedene Techniken, mit deren Hilfe man sich Dinge wie Zahlen, Namen, Formeln oder Fakten einfach und effektiv merken kann. Es gibt neben einfacheren Eselsbrücken auch komplexere mnemotechnische Systeme. Allen Arten der Mnemotechnik ist aber ihre Funktionsweise gleich. Man braucht eine bestimmte Struktur bzw. „Ankerplätze“, bei denen man die zu merkenden Gegenstände im Geiste ablegen kann. Wie diese aussehen, hängt von der jeweiligen Mnemotechnik ab. Ein einfaches Beispiel für das Merken der Himmelsrichtungen ist zum Beispiel der Satz: „Nicht ohne Seife waschen“. Der jeweiligen Himmelsrichtung ist je ein Wort mit gleichem Anfangsbuchstaben wie der Himmelsrichtung zugeordnet. Für kompliziertere Sachverhalte oder einfach nur das Behalten von umfangreicherem Wissen kann die Form eines Spazierganges gewählt werden. Diese Mnemotechnik wird auch oft als Loci-Methode bezeichnet, da“ Locus“ auf Lateinisch Ort heißt. Diese erste Mnemotechnik trat bereits bei den alten Griechen auf. Der Grieche Simonides von Keos, der in den Jahren 557 bis 467 vor Christus lebte, entdeckte die Eigenschaft des Gehirns, sich besser Gegenstände merken zu können, wenn sie mit bestimmten Orten in Verbindung gebracht werden. Er konnte die Männer, mit denen er an einem Tisch saß, aufgrund der Sitzordnung identifizieren. Als er aus dem Raum ging, stürzte die Decke ein und die Männer am Tisch wurden verschüttet und konnten nicht mehr eindeutig identifiziert werden. Die Kunst, mittels Assoziationen Dinge zu verbinden und sie sich so zu merken, nutze später u.a. auch der römische Philosoph und Politiker Cicero. Er und andere Redner bereiteten sich so auf ihre freien Reden vor.

Bei der erwähnten Loci-Methode ist es egal, ob sie durch einen Raum oder die freie Natur, natürlich in der geistigen Vorstellung, umgesetzt wird. Wichtig ist, dass man kreativ ist und sich eine feste Abfolge von Orten aussucht, an denen man vorbeikommt. Diese prägnanten Orte (z.B. ein umgekippter Baum oder ein Ameisenhaufen), die man sich bildhaft vorstellt, dienen als Grundgerüst des Erinnerns. Nun werden in der richtigen Reihenfolge an den jeweiligen Orten die zu merkenden Fakten gedanklich abgelegt. Auch für sie müssen sich einprägende Bilder ausgedacht werden. Es können auch gleich ganze Sachverhalte an die einzelnen Orte abgelegt werden, solange man dafür ein geeignetes Bild findet, das man mit dem zugewiesenen Ort assoziiert. Nachdem man das Wissen abgerufen hat, kann man das Grundgerüst mit den markanten Orten für die nächste Situation wieder mit neuen Inhalten füllen.

Durch diese Art, sein Gedächtnis zu nutzen, kann man in Prüfungssituationen einfach gedanklich auf die Reise gehen, seine Merkorte besuchen und das geforderte Wissen entspannt vortragen. Es empfiehlt sich aber immer, nicht nur mithilfe dieser Technik auswendig zu lernen, sondern die auswendig gelernten Dinge oder Zusammenhänge auch zu verstehen.