Darum können wir Zahlen so schwer lernen

Das menschliche Gehirn ist ein wahres Speichergenie. Seine Speicherkapazität beträgt etwa 100 Terabyte. Das ergibt umgerechnet einen 2.590 km hohen Bücherturm. Umso erstaunlicher ist es, dass unser Gehirn Schwierigkeiten darin hat, sich Zahlen dauerhaft zu merken. Unser Kurzzeitgedächtnis kann sich lediglich rund sieben Zahlen am Stück merken. Damit mehrere Zahlen langfristig im Gedächtnis bleiben, bedarf es einer Mindestanzahl an Wiederholung. Warum ist das so? Dieser Frage gehen wir diese Woche auf den Grund.

3 Gründe, warum Zahlen "gehirnunfreundlich" sind

Unser Gehirn denkt ausschließlich in Bildern. Das ist auch der Grund, warum der Mensch ein Meister des Geschichtenerzählens ist. Zahlen dagegen sind abstrakt. Die Höhe eines Gebäudes beispielsweise lässt sich für unser Gehirn nicht logisch ableiten. Im Vergleich zu physischen Gegenständen sind Zahlen nicht greifbar. Anders sieht es dagegen mit geometrischen Gegenständen. Die Bewegung geometrischer Figuren ist aus Naturgesetzen logisch ableitbar. Ein Quadrat beispielsweise rollt nicht, da diese eine relativ große Aufliege- und damit Reibungsfläche besitzt. Runde Oberflächen dagegen verfügen kaum über sich, eine "Störfläche" und fangen somit bereits bei kleinsten Erschütterungen zu rollen an.

Ein weiterer Grund liegt in der hohen "optischen" Ähnlichkeit der Zahlen. Das arabische Zahlsystem, dass wir verwenden, besteht lediglich aus 10 Ziffern. Zwar lassen sich die arabischen Zahlen unendlich oft kombinieren, doch sehen diese für unser Gehirn optisch sehr ähnlich aus. Die Zahlen 358 und 538 beispielsweise sagen etwas Unterschiedliches aus. Unser Auge und Gehirn können aber zwischen beiden keinen großen Unterschied erkennen.

Ein dritter Grund lässt sich in unserer Gehirnstruktur festmachen. Grundsätzlich können wir das menschliche Gehirn in die Bereiche Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis aufteilen. Das Problem: Nur ein Bruchteil der aufgenommenen Informationen gelangen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis. Der Schuldige hierfür ist das Arbeitsgedächtnis (als Teil des Kurzzeitgedächtnis), durch das alle Informationen wandern müssen. Da das Arbeitsgedächtnis nur eine begrenzte Speicherkapazität besitzt, kann sich diese nicht alle aufgenommenen Informationen merken. In der Folge kommt es zur Selektion. Alle Informationen, die nicht als wichtig genug eingestuft werden, löscht dieses zeitnah und da Zahlen für unser Gehirn schwer einzuordnen sind, fallen diese als Erstes zum Opfer.

Nächste Woche werden wir wieder praktischer und stellen euch neben dem Reim-Zahl-System eine weitere Merkmethode vor, mit der ihr Zahlen spielerisch lernen könnt.