Besser in Mathe durch Fingerrechnen

Kinder, die gerade Rechnen lernen, nehmen häufig Ihre Finger zur Hilfe. Rechnen mit den Fingern hat jedoch keinen guten Ruf. Aus fachdidaktischer Sicht wird argumentiert, dass die Zuhilfenahme der Finger ab einem bestimmten Punkt den Lernfortschritt eher behindert. Zahlreiche Lehrer und Eltern versuchen daher, das Fingerrechnen zeitnah zu unterbinden.

Eine Untersuchung der Stanford Universität zeigt, dass beim Rechnen in unserem Gehirn ein Bild vom Abbild unserer Finger erscheint. Ebenfalls wird der Gehirnbereich, der für die Wahrnehmung der Finger zuständig ist, aktiviert. Diese Erkenntnis bestätigt frühere Studien, die besagen, dass unser Gehirn ausschließlich in Bildern denkt. Das Fingerrechnen per se zu verteufeln, ist somit falsch.

Die Vorteile des Fingerrechnens

Wenn es darum geht, das Prinzip der Mathematik zu verstehen, nimmt das Fingerrechnen eine Schlüsselfunktion ein. Anders als physische Gegenstände sind Zahlen für unser Gehirn abstrakte Gebilde. Sie sind für uns nicht logisch greifbar. Unser Zahlenbild lässt sich zwar unendlich kombinieren, die Zahlen sehen diese für unser Gehirn aber optisch ähnlich aus. Die Zahlen 246 und 462 beispielsweise drücken unterschiedliche Mengen aus. Unser Auge und Gehirn erkennt auf den ersten Blick jedoch keinen großen Unterschied.

Damit ein Schüler mit größeren Zahlenmengen richtig rechnen kann, muss er mathematische Zusammenhänge begreifen und Beziehungen zwischen Zahlen verstehen. An dieser Stelle setzt das Fingerrechnen an, bei dem die Finger als Stellvertreter für Ziffern fungieren. Die Einbeziehung der Motorik durch Fingerbewegung unterstützt das Verständnis von Mengenvorstellungen sowie die Verknüpfung von Zahlen. Ein Beispiel.
Die Hand ergibt das Fingerbild 5. Rollt der Schüler den Kleinen- und den Ringfinger ein, sieht er, dass eine 3 und eine 2 als Teil vorhanden sind. Streckt er die kleinen Finger, erkennt er, dass beide Teile zusammengefügt eine 5 ergeben. Durch das Auseinanderspreizen der Finger erkennt er, dass die 5 auch aus drei Teilen bestehen kann: 2 + 2 + 1. Wird die andere Hand hinzugenommen, kann bequem auf die Zahl 10 erweitert werden.
Erst wenn der Schüler dieses Prinzip visuell versteht, kann er die abstrakte Ziffernschreibweise verstehen und anwenden. Mithilfe der Finger erkennt er auf visuelle Weise wie Mengen entstehen. Fehlt dieses Verständnis, ist die Gefahr groß, dass er ein rein schematisches Wissen ohne konkreten Mengenbezug erlangt.